Eine (fast) perfekte Karriere

Ist es unpassend einen 31-Jährigen zum Karriere-Interview zu bitten? Das Gespräch soll ja nicht wie ein Abgesang wirken, zumal der Gesprächspartner ja noch aktiv Sport betreibt. Ach egal, denke ich mir, der Oli wird die Fragen schon einzuschätzen wissen. Und das tut er auch.

Ich kenne Oliver Hassler schon seit klein auf. Als er mit drei Jahren das Ringen bei der RG Hausen-Zell begang, konnte ich mit dem Sport allerdings noch nichts anfangen. Ich schloss mich dem Verein ein paar Monate später an und blieb dann drei Jahre, Oliver hingegen machte weiter. Heute kämpft er um Goldmedaillen und ich gegen Übergewicht.

Oliver Hassler im Kreis seiner Mannschaftskollegen kurz vor dem Bundesligakampf gegen den AC Heusweiler. FOTO: sportfotos24

Oliver Hassler hat in seiner Karriere vieles erreicht, von dem andere Ringer nur träumen können: Deutscher Mannschaftsmeister, Deutscher Einzelmeister, Militär-Weltmeister 2014 und Vize-Weltmeister 2014. Und doch, so denke ich mir bei der Vorbereitung auf unser Interview, fehlt da nicht etwas? Stichwort Olympische Sommerspiele?

Oliver war nah dran, seinen großen Traum zu verwirklichen. Doch irgendwie kam immer etwas dazwischen: Verletzungen, sportlicher Misserfolg oder eine Nicht-Nominierung des Bundestrainers. Als ich Oliver auf Olympia und das verlorene WM-Finale 2014 in Taschkent anspreche, ist er erstaunlich reflektiert und ehrlich. Mit einem klaren „Nein“ beantwortet er meine Frage, ob er einen Kampf seiner Karriere nochmals ringen wollen würde.

Die Begründung ist herrlich einfach: Er ist mit seiner Karriere, so wie sie verlaufen ist, zufrieden und ist mit sich im Reinen.

WM Finale 2014 in Taschkent: Oliver verliert gegen Artur Aleksanyan. Der Kampf, so Oliver, war bereits vor dem Anpfiff verloren.

Nach dem Bundesligakampf gegen den AC Heusweiler flog Oliver nach China, zu den Military World Games. In Wuhan wird er, so verrät er im Gespräch, zum letzten Mal für Schwarz-Rot-Gold auf die Matte gehen. Danach liegt der Fokus auf Beruf und Familie. Wie lange er noch in der Bundesliga aktiv sein will, wisse er nicht.

Aber mit 43 Jahren, so wie sein Trainer Adrian Recorean, möchte er nicht mehr auf der Matte stehen. „So bescheuert bin ich nicht“, lacht er.

Das komplette Interview mit Oliver findet Ihr hier.

Ein letztes Mal den Adler auf der Brust: Oliver Hassler. FOTO: Privat
Oliver Hassler wurde letztes Jahr von der Deutschen Sporthilfe 24 Stunden lang begleitet, ein kurzweiliges, amüsantes Video, das seinen Alltag gut zusammenfasst.